Inzwischen ist es sehr viel schwieriger geworden, in Deutschland einen Immobilienkredit zu erhalten. Der Grund dafür liegt in einem neuen Gesetz, das von zahlreichen Bankern als völlig überzogen bewertet wird.
Ende März 2016 trat ein neues Gesetz in Kraft, wonach die Vergabe von Immobilienkrediten verschärft wurden. So darf der Immobilienwert nun nur noch zu einem geringeren Anteil in die Berechnungen mit einfließen. In einem größeren Ausmaß als in der Vergangenheit sind nun vielmehr das Alter sowie die Finanzkraft des Kreditnehmers maßgeblich. Grund für das neue Gesetz war, dass der Bundestag eine EU-Richtlinie umgesetzt hatte, jedoch habe der Bundestag die Regelung unnötig erschwert. Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbandes Stuttgart, kommentiert die neuen Richtlinien mit den Worten "der Gesetzgeber ist über das Ziel hinausgeschossen". Er fordert deshalb eine Nachbesserung des Gesetzes in einigen Punkten.
Auch der bürokratische Aufwand sei größer geworden, zumal verschiedene Rechtsbegriffe unklar definiert worden seien. Deshalb "schwebt über uns das Damoklesschwert der fehlerhaften Beratung", so Schneider. Und auch für die Kreditnehmer hat dies unangenehme Folgen: Auch aufgrund diverser Rechtsunsicherheiten habe sich der Verwaltungsaufwand vergrößert, wie Andreas Partenheimer, der Leiter Private Immobilienfinanzierung bei der Berliner Sparkasse. Für Interessenten bedeutet das, dass sie länger auf eine Entscheidung warten müssen, ob ihr Kredit bewilligt wurde.
Obwohl der Vertreter der Berliner Sparkasse keine Auswirkungen der Neuregelung auf die Geschäftstätigkeit festgestellt hat, sieht die Situation in anderen Regionen komplett anders aus. So hat der Ostdeutsche Sparkassenverband, in dem Sachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern zusammengeschlossen sind, bei Wohnungsbaukrediten im Vergleich zu 2015 einen Rückgang von nahezu 21 Prozent. Auf das erste Halbjahr 2016 bezogen sind die Wohnungsbaukredite im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Prozent gefallen.
Michael Ermrich, geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, ist deshalb derselben Meinung wie der Vertreter aus Süddeutschland. Er sagt: "Ich halte die Anforderungen an die Kreditwürdigkeit in Teilen für völlig überzogen. Ich meine damit die Anforderungen, die unsere Sparkassen erfüllen müssen, weil der Gesetzgeber sie dazu zwingt." Seiner Meinung nach wurden die Anforderungen an die Kreditwürdigkeit unnötig verschärft, was zu einem eingeschränkten Ermessensspielraum der Kreditinstitute führe. "Hier sehe ich Änderungsbedarf." Denn durch die Neuregelung dürfen unter Umständen auch an langjährige Stammkunden kein Immobilienkredit mehr vergebe werden, weil die Immobilie nicht mehr als Sicherheit gelte. Und weiter: "Solche Regelungen sind völlig lebensfremd." Obwohl nicht alle Banken gleichermaßen von einem Rückgang betroffen sind, stellt ein möglicher Rückgang im Immobiliengeschäft einen Belastungsfaktor für die Kreditwirtschaft dar. Schließlich befänden sich die Zinsen nach wie vor auf einem Rekordtief, während umgekehrt die Kosten für die Bankenaufsicht ständig steigen würden.
September 2016
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